Einsatzübung: Technische Hilfe mit Gefahrgutlage

Kurz vor 19:45 Uhr am Mittwochabend den 20.07.2016 wunderten sich die Anwohner der Dr.-Julius-Leber-Straße, im Industriegebiet Nachtweide über das große Feuerwehraufgebot vor der Spedition Andryk. Der Grund der sechs Einsatzfahrzeuge mit 24 Einsatzkräften vor der Spedition, war eine gemeinsame Einsatzübung mit dem Löschzug 3 sowie dem Gefahrstoffzug der Feuerwehr Neustadt.

Das ausgearbeitete Übungsszenario sah folgender Maßen aus: Auf dem Speditionsgelände ist von zwei Mitarbeitern ein Sattel Auflieger um- bzw. neu beladen worden. Ein in den Hof einfahrender weiterer Lastkraftwagen (LKW) touchierte den Auflieger, dabei ist ein Mitarbeiter unter die Hinterachse und eine zweite Person auf dem Podest an der Stirnwand eingeklemmt worden. Die Personen wurden durch Übungsdummy‘ s mit einem Gewicht von ca. 70 Kilogramm der Feuerwehr dargestellt. Zu allem Unglück ist bei dem Unfall noch ein 1000 Liter Kunststoffbehälter (IBC Container) beschädigt worden wodurch Flüssigkeit austrat.

Vor Ort ist der Gruppenführer des ersten Löschfahrzeuges von einem Mitarbeiter bereits erwartet worden. Dieser übergab ihm einen Frachtbrief von dem verunglückten Ladegut und teilte mit, dass zwei Mitarbeiter vermisst bzw. einer eingeklemmt sei. Umgehend ging ein Trupp unter Atemschutz mit einer ABC-Erkundungstafel zum Auflieger um die Einsatzlage zu lokalisieren.

An Hand der ausgefüllten Erkundungstafel, welche zusammen mit dem Frachtbrief vom Team des Messfahrzeuges (MeF-G) ausgewertet wurde, meldet der Erkundungstrupp, dass eine Person unter der Hinterachse einklemmt ist, sowie mit der ausgetretenen Flüssigkeit beaufschlagt war und eine weitere Person im Podest festhängt. An Hand des Frachtbriefes und der Datenbanken für Gefahrgut konnte die ausgetretene Flüssigkeit als Chlorwasserstoffsäure indiziert werden.

Umgehend richtete die Feuerwehr eine Absperrgrenze ein. Normalerweise ist eine 50 Meter Absperrgrenze einzurichten. Wegen den Platzverhältnissen und dem Öffentlichen Verkehrsraum war dies der Eingangsbereich der Spedition.

Die nachfolgenden Kräfte mit dem Gerätewagen Gefahrgut 2 (GWG 2), Rüstwagen 2 (RW 2), Mehrzweckfahrzeug 3 mit Kran (MZF 3) und einem weiteren Tanklöschfahrzeug (TLF 16-24) bekamen die Aufgaben den Brandschutz sicherzustellen, die Verkehrssicherung und die Gerätebereitstellung an der Absperrgrenze einzurichten. Da die Datenermittlungen ergaben, dass das Szenario nur unter Vollschutz mit Chemikalienschutzanzügen durchzuführen ist rüsten sich die Trupps mit Kräften des Gefahrstoffzuges und Löschzuges als gemischte Trupps damit aus. In der Zwischenzeit brachte ein weiterer Trupp unter Atemschutz eine Auffangwanne unter den Auflieger um die austretenden Flüssigkeit kontrolliert aufzufangen und übernahm den Materialtransport von der Absperrgrenze zum Auflieger. Der erste CSA Trupp versuchte mit einem hydraulischen Hebesatz die Achse anzuheben um den eingeklemmten zu befreien. Nach einigen Schwierigkeiten konnte der Verunglückte befreit werden, auf ein Spineboard fixiert und über die mittlerweile aufgebaute und betriebsfertige Dekonstelle zum Rettungsdienst transportiert werden. Die Dekonstelle dient in einem Gefahrstoffeinsatz dazu, alle Person die sich in dem Absperrbereich aufhielten incl. der Einsatzkräfte zu reinigen um eine Kontaminationsverschleppung zu verhindern.

Der zweite gemischte CSA-Trupp konnte die angenommene leicht verletzte Person vom Podest der Stirnwand befreien und über den Dekonplatz dem Rettungsdienst übergeben. Des Weiteren übernahm dieser CSA-Trupp dann die Sicherung des beschädigten IBC Behälter in dem die eingefärbte Flüssigkeit mit der Gefahrgutfasspumpe in einen bereitgestellten und dafür geeigneten IBC-Behälter umzupumpen.

Nach gut eineinhalb Stunden waren alle Szenarios abgearbeitet und die Einsatzübung konnte beendet werden.

Ziel und Zweck der Einsatzübung war es die Zusammenarbeit der Führungskräfte und des Personals von Löschzug und Gefahrstoffzug zu vertiefen, sowie die Datenermittlung und Dokumentation durch das Messfahrzeug.

Diese Übung zeigte auch, dass man mit solch einer kleinen Einsatzlage mit dem Personal sehr schnell an seine Grenzen stößt und frühzeitig daran gedacht werden muss weitere Kräfte nach zu alarmieren. Weitere Erkenntnis der Übung war, dass es sinnvoll ist eine Führungskraft, ausgerüstet mit Atemschutz, in den Gefahrenbereich zu schicken um von dort den Einsatz zu koordinieren. Diese Maßnahme entlastet enorm die arbeitenden Einsatzkräfte vor Ort.

Die Führung des Löschzuges 3 und des Gefahrstoffzugs möchte sich ganz herzlich bei der Spedition Andryk, vertreten durch Herrn Horst Naumer, für die zur Verfügung Stellung des Geländes und des Fahrzeuges ganz herzlich bedanken.

Trotz der über 30 Grad Außentemperatur war es für alle eine interessante und anspruchsvolle Einsatzübung.